39. Woche
DAS GEHEIMNIS DES GEWAHRSEINS
Was wäre, wenn wir Zugang hätten zu einer unendlichen Quelle von Weisheit, Liebe und Kreativität? Was wäre, wenn wir immer die richtige Entscheidung treffen könnten, indem wir einfach auf unsere innere Stimme hören? Was wäre, wenn wir uns mit einem Höheren Gewahrsein verbinden könnten, das uns den Sinn unseres Lebens offenbart?
Das klingt vielleicht zu schön, um wahr zu sein, aber es ist möglich. Es ist das Geheimnis des Gewahrseins, das viele spirituelle Traditionen lehren. Gewahrsein bedeutet, präsent zu sein und sich mit dem Fluss des Lebens zu bewegen. Gewahrsein bedeutet, sich selbst und die Welt um sich herum in jedem Moment wahrzunehmen, ohne zu bewerten oder zu analysieren.
Das Gewahrsein ist nicht etwas, das man erlernen oder erwerben muss. Es ist etwas, das man schon immer hatte, aber vergessen oder übersehen hat. Es ist etwas, das man nur wieder entdecken und entwickeln muss. Das Leben versucht nämlich manchmal, uns etwas mitzuteilen, und wir müssen nur lernen, darauf zu hören. Und der beste Weg, das zu tun, ist die Meditation.
Die Voraussetzung dafür, dass wir diese Informationen empfangen können, liegt in der Fähigkeit, still zu werden, zuzuhören und die Signale des Lebens wahrzunehmen. Insbesondere in tiefer Meditation, wenn der Geist sich seiner selbst gewahr wird, können wir Botschaften aus dem Höheren Gewahrsein empfangen, die uns Orientierung und Inspiration geben.
Wenn es gelingt, mit dieser ewigen kosmischen Urquelle Verbindung aufzunehmen, kann sich diese Beziehung positiv auf unseren Alltag auswirken. Die Hinweise können in Form von Intuitionen, Eingebungen, Fügungen oder Synchronizitäten auftauchen. Wir sollten daher aufmerksam und offen für unerwartete Ereignisse und sogenannte „Zufälle“ sein.
Treffen wir z.B. mehrmals hintereinander auf ähnliche Dinge oder Situationen, so kann dies ein Hinweis auf einen bestimmten Zusammenhang oder eine Botschaft sein. Durch das Herstellen einer Verbindung zwischen scheinbar unzusammenhängenden Vorfällen können wir neue Ideen zum Lösen unserer Probleme gewinnen.
Der Grund, warum wir jedoch solche Botschaften verpassen, liegt meist darin, dass wir aufgrund eines starken Egos nicht offen dafür sind, sie zu empfangen. Stattdessen sind wir darauf fixiert, unsere eigenen Pläne voranzutreiben, ohne Rücksicht darauf, welche Richtung uns das Leben weisen möchte.
Es liegt also an uns, unsere Orientierung zu ändern und dem Leben Raum zu geben, uns den Weg zu weisen. Nur dann werden wir die wunderbaren Möglichkeiten entdecken, die auf uns warten, uns zu einem erfüllten Leben zu führen.
38. Woche
WIE WIR IN ECHTZEIT LEBEN
Viele Menschen fühlen sich in der heutigen Welt überfordert und gestresst. Sie haben das Gefühl, dass sie ihr Leben nicht mehr selbst in der Hand haben, sondern von äußeren Umständen getrieben werden. Sie sehnen sich nach einem Moment der Ruhe und Stille, in dem sie sich selbst wieder spüren können. Meditation ist eine Möglichkeit, diesen Moment zu finden. Aber Meditation ist mehr als nur eine Entspannungstechnik. Meditation ist eine Kunst, die uns lehrt, wie wir in Echtzeit leben können.
Was bedeutet es, in Echtzeit zu leben? Es bedeutet, dass wir uns nicht von unseren Gedanken und Gefühlen beherrschen lassen, die oft in der Vergangenheit oder Zukunft verhaftet sind. Es bedeutet, dass wir uns voll und ganz auf den gegenwärtigen Moment einlassen, ohne ihn zu bewerten oder zu verändern. Es bedeutet, dass wir uns mit dem Fluss des Lebens verbinden, der immer neu und frisch ist. Es bedeutet, dass wir uns selbst und anderen mit Liebe und Mitgefühl begegnen, ohne Erwartungen oder Anhaftungen.
Ein wichtiger Schritt ist die Praxis der Meditation. Meditation ist eine Übung, die uns hilft, unseren Geist zu beruhigen und zu klären. Indem wir uns auf unseren Atem oder ein anderes Objekt konzentrieren, lernen wir, unsere Aufmerksamkeit zu bündeln und abzulenken. Indem wir unsere Gedanken und Gefühle beobachten, lernen wir, sie anzuerkennen und loszulassen. Indem wir uns in die Leerheit versenken, lernen wir, unser wahres Selbst zu erkennen und zu akzeptieren.
Meditation ist aber nicht nur etwas, das wir auf dem Kissen tun. Meditation ist eine Haltung, die wir in jedem Moment unseres Lebens anwenden können. Wir können meditieren, während wir essen, arbeiten, spazieren gehen oder mit anderen kommunizieren. Wir können meditieren, indem wir uns bewusst machen, was wir tun, wie wir es tun und warum wir es tun. Wir können meditieren, indem wir uns fragen: Bin ich wirklich hier? Bin ich wirklich jetzt? Bin ich wirklich ich?
Wenn wir in Echtzeit leben, werden wir feststellen, dass unser Leben sich verändert. Wir werden mehr Freude und Frieden empfinden. Wir werden mehr Kreativität und Weisheit entwickeln. Wir werden mehr Harmonie und Verbundenheit erleben. Wir werden mehr Sinn und Erfüllung finden. Wir werden mehr leben.
37. Woche
HARA – DEINE KRAFTQUELLE
In Fernost hat man immer schon den Bauch für den Sitz menschlichen Lebens gehalten. Das Hara, eingebettet etwa zwei Fingerbreit unterhalb des Bauchnabels, gilt als Energiezentrum des menschlichen Körpers. Das Hara ist mehr als nur ein physischer Bereich; es repräsentiert auch unsere eigene Erdmitte und unsere innere Kraftquelle. Wenn das Hara harmonisch und aktiv ist, fließt die Lebensenergie frei und wir fühlen uns kraftvoll, ausgeglichen und zentriert.
Ein starkes Hara bedeutet nicht nur mehr körperliche Energie, sondern wirkt sich auch auf unsere mentale und emotionale Stabilität aus. Es hilft uns, Stress abzubauen, die Konzentration zu verbessern und unsere emotionalen Reaktionen zu regulieren. Um das Hara zu stärken und unsere Lebensenergie zu aktivieren, können wir in der Meditation durch bewusstes Ein- und Ausatmen unsere Aufmerksamkeit auf das Hara lenken und es mit frischer Energie füllen.
Indem wir das Hara bewusst kultivieren, können wir unsere innere Balance wiederherstellen und eine tiefe Verbindung zu uns selbst aufbauen. Das Hara ist eine wertvolle Ressource, die es uns ermöglicht, unser volles Potenzial zu entfalten und ein erfülltes Leben zu führen. Entdecke die Kraft des Haras und lass seine Energie dein Leben bereichern. Nimm dir Zeit, dich mit deinem körperlichen Zentrum zu verbinden und erfahre die transformative Wirkung, die es auf dein Wohlbefinden und deine Lebensqualität haben kann. (Mehr zu diesem Thema am heutigen Meditationsabend)
Sommerferien
32. /33. Woche
KEIN ENTWEDER-ODER
Wir würden gern liebevoll sein, sind aber momentan nicht in der Lage dazu. Wir möchten sehr gerne helfen, doch irgendetwas in uns blockiert. Wir wollen unbedingt meditieren, finden aber irgendwie nicht den passenden Moment. – Diese merkwürdigen Erfahrungen lassen sich nicht erklären. Es ist einfach so.
Wir können nicht durch unsere Willenskraft steuern, ob wir lieben oder echt mitfühlen; ebenso wenig, wie wir bestimmen können, wann wir in tiefe Versenkung gelangen. Manchmal gibt es in unserem Leben Augenblicke, in denen wir auf eine Situation mit großer Einsicht, viel Mitgefühl und Liebe reagieren – und im Nachhinein sind wir selbst davon überrascht.
Im Grunde ist nichts eindeutig, kein „Entweder-Oder“. Wir Menschen sind beides – mal so, mal so. Auf dem Zen-Weg gibt es keine „richtigen Antworten“. Jeder Tag ist ein guter Tag, um uns in Achtsamkeit zu üben. Deshalb sollten wir auch nicht auf die „Erleuchtung“ warten, um etwas Gutes für die Welt zu tun. Je mehr du dich einbringst, desto gelassener wirst du für den Rest deiner Tage sein.
31. Woche
DAS EGO GIBT NIE AUF
Das Ego ist eine Illusion, die sich im Denkbewusstsein verankert und uns glauben macht, es sei unsere wahre Natur. Wenn wir die Welt nur aus der Perspektive des Egos betrachten, sehen wir alles verzerrt.
Die Wahrheit ist in sich selbst vollkommen. Sie muss nicht erst erworben werden; denn sie jederzeit gegenwärtig ist. Solange wir aber auf unseren Überzeugungen beharren, bleibt sie uns verborgen.
Das Ego ist unnachgiebig. Nur die Weisen lassen ihr Ego los und brauchen keine Selbstbestätigung. Sie streiten sich auch nicht über Ansichten und versteifen sich nicht auf Meinungen. Kluge Menschen lassen sich auch nicht zum Rechthaben und Spekulieren verführen.
Wenn du dich aus den Fesseln deines Egos befreien möchtest, bilde dir keine alternativlosen Überzeugungen, weder aufgrund deines Wissens noch aufgrund deines tugendhaften Verhaltens. Und vermeide, dich mit anderen zu vergleichen.
Was nützen Bewerten und Trennen, Beurteilen und Benennen? Verzichte auf Halbwahrheiten und hör auf, an Meinungen festzuhalten. Wer einsichtig ist, wird die Einheit aller Dinge erkennen und frei und unbeschwert seinen Weg gehen.
30. Woche
MOMENTE ZUM ERDEN
Wenn du mal ein paar Minuten Zeit hast, lasse dich ruhig nieder und löse dich in Stille auf. Spüre bewusst den Kontakt zum Boden und versuche dich zu erden. Erinnere dich daran, dass uns die stetige Anziehungskraft der Erde unaufhörlich mit unseren Wurzeln verbindet.
In solchen Momenten können wir uns für die Weisheit unserer inneren kosmischen Kraft öffnen und erkennen, dass wir aus genau derselben Substanz wie Felsen und Feuer, Wind und Wellen bestehen und letztendlich ein Teil der Erde selbst sind.
Fokussiere dich auf die feste Materie deines Körpers und spüre das Gewicht, das auf dem Untergrund ruht. Verweile in dieser Verbundenheit mit der Erde. – Lenke nun deine Aufmerksamkeit auf deinen Körper als Träger des flüssigen Elements. Bedenke, dass rund sieben Achtel deines physischen Seins aus Wasser und Blut bestehen.
Richte nun deine Aufmerksamkeit auf die Lebensenergie, das unsichtbare Feuer, das in dir brennt. Spüre diese immense Kraft, die dir zur Verfügung steht. – Und lenke schließlich deine Achtsamkeit auf die Luft, die in deine Lungen strömt und Sauerstoff in dein Blut transportiert.
Erkenne die essentielle Bedeutung der vier Elemente für dein physisches Dasein. Auch wenn dein Körper und deine Kraft zeitlich begrenzt sind, praktiziere den Zen-Weg nicht nur für ein langes, gesundes Leben, sondern auch für die Erfahrung des Absoluten Seins.
29. Woche
SEHNSUCHT NACH KLARHEIT
In der materiellen Welt wird oft der Fokus auf Geld, Karriere, Besitz und Vergnügen gelegt. Manche Menschen widmen ihr ganzes Leben dem Streben nach immer mehr und geben sich den verschiedensten Verlockungen hin. Viele mögen glauben, dass ihre Welt in Ordnung sei.
Doch wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, müssen wir zugeben, dass unter der Oberfläche eine innere Unruhe und Unzufriedenheit brodelt. Diese inneren Unruhen sind die Quelle für unsere äußeren Probleme, mit denen wir uns ständig herumschlagen. Sie wurzeln in der Sehnsucht nach mehr Klarheit.
Die meisten Menschen können nicht mit Sicherheit sagen, was ihre Bestimmung im Leben ist. Zwar wissen sie, welche Ziele sie verfolgen, doch die Frage nach dem Sinn des Lebens bleibt unbeantwortet.
Lasst uns die nächste Gelegenheit nutzen, um unsere Erwartungen, Wünsche und Ansprüche einmal kritisch zu hinterfragen. Wenn wir erkennen, wie sehr unser Leben von der konditionierten Welt beeinflusst wird, können wir vielleicht Änderungen vornehmen: Weniger Verlangen, weniger Ablenkung, weniger Abneigung, weniger Gegeneinander.
Jeder Moment des Lebens ist eine Gelegenheit zur Übung. Warum also nicht mehr Gelassenheit, Achtsamkeit und Stille in unsere tägliche Praxis integrieren? Erst wenn wir bereit sind, den Gedankenstrom loszulassen und jeden eigenwilligen Widerstand aufzugeben, werden wir den Zustand des reinen Gewahrseins immer wieder mühelos erfahren.
28. Woche
ETHISCHE SPIRITUALITÄT
Durch das Beruhigen des Geistes und das Loslassen des Gedankenstroms können wir eine Welt jenseits der materiellen Realität erfahren. Doch die tiefgreifende Kraft der Meditation offenbart sich nur dann, wenn wir jegliche Zielsetzungen loslassen – einfach sitzen und nichts erreichen wollen.
Für westliche Denkweisen mag dies schwer verständlich sein, da wir daran gewöhnt sind, dass wir etwas erreichen, indem wir handeln und klare Ziele haben. Jedoch lehrt uns Zen, dass wahre Erfüllung nicht von äußeren Zielen abhängt, sondern von innerer Stille und absichtsloser Hingabe.
Eine spirituelle Praxis und ethisches Verhalten sind grundlegende Voraussetzungen für unsere persönliche Weiterentwicklung. Beides ist notwendig, um eine Balance zwischen spirituellen Werten und dem modernen Leben zu finden. Die Motive für ethisches Verhalten können aus der kosmischen Ordnung, der gesellschaftlichen Notwendigkeit, der Liebe zu allem Lebendigen und der Einsicht, dass alles miteinander verbunden ist, gewonnen werden.
Spirituelle Praxis ohne ethisches Verhalten kann zu Missbrauch führen, wie wir es heute leider immer wieder erfahren müssen. Ethisches Verhalten ohne spirituellen Hintergrund ist begrenzt und könnte dazu verleiten, dass wir uns lediglich gegenüber unserer Familie und unserer Gemeinschaft ethisch verhalten, jedoch nicht gegenüber Fremden oder Tieren.
Kurz gesagt: Spirituelle Praxis und ethisches Verhalten sind wesentliche Bestandteile eines erfüllten und ausgewogenen Lebens.
27. Woche
WAS WIRKLICH ZÄHLT
In tiefen Bewusstseinszuständen werden die Illusionen des Egos, die uns vorgaukeln, dass wir unabhängig von allem existieren können, einfach in der Versenkung verschwinden. Unser Geist bleibt hellwach und plötzlich wird uns klar, dass es da noch viel mehr gibt als unsere eingeschränkte Perspektive von der Welt normalerweise zulässt.
Tief in uns verbirgt sich etwas Geheimnisvolles, das leider bei den meisten Menschen im Laufe des Lebens von einer falschen Identität verdeckt wird. Es hat keine Form, keine Begrenzung und es bleibt unzerstörbar. Es ist unser wahres Selbst, das eins ist mit allem und jede Vorstellung übertrifft.
Der Eine Geist und alle Lebewesen sind eigentlich dasselbe, nur dass manche von uns noch immer krampfhaft an Formen festhalten und nach etwas Göttlichem im Außen suchen. Aber Fakt ist, dass das, was wir sehen, nicht unser wahres Wesen sein kann.
Die allgemeine Verwirrung rührt nämlich daher, dass wir uns vor allem mit vergänglichen Dingen beschäftigen und uns mit ihnen identifizieren. Jedes Mal, wenn wir uns an Besitztümern, Dogmen, Emotionen und Ideen festklammern, legen wir uns selbst in Ketten.
Aber sobald wir unsere Verbundenheit mit allen Wesen entdecken und uns von den Begrenzungen lösen, wird das Zeitlose und Wahre in uns nicht mehr durch das Unwesentliche und Vergängliche verdeckt. Endlich wird klar, was wirklich zählt: unsere wahre Natur.
26. Woche
MIT DER NATUR IM EINKLANG
Zen und die Beobachtung von freilebenden Vögeln teilen eine tiefe Verbindung zur Natur. Beide erfordern eine achtsame Präsenz und ein bewusstes Eintauchen in die natürliche Welt. So geht die Kunst der Vogelbeobachtung über das bloße Betrachten hinaus und ermöglicht es uns, uns in den Flug des Vogels, in sein Leben und in die Natur einzufühlen.
Neben dem rationalen Beobachten entwickelt sich mit der Zeit die besondere Fähigkeit, die Kunstfertigkeit des Vogelflugs zu erfassen. Sie öffnet den Blick für die Natur, überwindet die Distanz zwischen Beobachter und Beobachtetem und schafft ein Gefühl der Einheit und Harmonie – ähnlich wie in der Meditation.
Die Kombination von Zen und Vogelbeobachtung – ob im Park, in den Bergen oder am Meer – bietet eine wunderbare Möglichkeit, unsere Sinne zu schärfen und uns mit der Natur und uns selbst zu verbinden. Es erinnert uns daran, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind und unser wahres Glück in der achtsamen Wertschätzung der natürlichen Welt liegt.
Während die Zen-Meditation uns lehrt, den gegenwärtigen Moment zu schätzen und uns mit dem Fluss des Lebens im Einklang zu befinden, lädt uns die Vogelbeobachtung ein, die Schönheit und den Rhythmus der Natur zu erkunden. Somit kann sie eine wertvolle Ergänzung zum Zen-Weg sein und uns helfen, den Verstand zur Ruhe zu bringen und uns im Hier und Jetzt zu zentrieren.
Buchtipp: Arnulf Conradi – Zen und die Kunst der Vogelbeobachtung, Kunstmann
25. Woche
EINE ART ERLEUCHTUNG
Jeder von uns trägt eine verborgene Flamme in sich, bereit, entfacht zu werden. Allerdings sind viele Menschen sich ihres inneren Feuers nicht bewusst. Es liegt an uns, dieses Licht in uns zum Leuchten zu bringen. Dazu gilt es, die brennende Sehnsucht in uns zu spüren und den Weg der Meditation und Achtsamkeit einzuschlagen. Denn dort liegt der Schlüssel, um unsere Glut zu entzünden.
Der spirituelle Weg führt uns zu einer tieferen Bewusstheit, die nach und nach die bislang unterdrückten Gefühle und körperlichen Blockaden auflöst. Durch Zen können wir in einen Zustand tiefster Entspannung gelangen, in dem wir die Wurzeln unserer Probleme erkennen und letztendlich loslassen können, um die Lebensenergie wieder frei fließen zu lassen.
Plötzlich – vielleicht auch allmählich – erfahren wir jene „offene Weite“, von der im Zen die Rede ist und die für uns von essentieller Bedeutung ist, um den Raum der Stille und der Meditation vollends zu erfassen. Wir finden uns in dieser offenen Weite wieder, in der echte und unverfälschte Begegnungen mit anderen Menschen und der ganzen Vielfalt der Natur möglich sind.
Wenn tiefe Vertrautheit dich zur Hingabe führt, wirst du die Sprache der Stille verstehen und erkennen, dass der mühsame Weg, den du beschritten hast, eine Reise vom Verstand zum Herzen war, von Unwissenheit zur Weisheit, von Trägheit zum Erwachen – zu einer Art Erleuchtung.
24. Woche
SELBSTERKENNTNIS
Ein Mönch hatte sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um den lärmenden Herausforderungen des Lebens zu entfliehen und sich ganz der Meditation und dem Gebet hinzugeben. Eines Tages erreichte ein Wanderer seine einsame Klause und bat um etwas Wasser. Der Mönch begleitete ihn zur Zisterne, um ihm zu helfen, seinen Durst zu stillen.
In dankbarer Stimmung trank der Fremde das Wasser und fühlte sich etwas verbundener mit dem Mönch. Neugierig fragte er: „Was gibt dir den Sinn und die Bedeutung, in dieser abgeschiedenen Stille zu leben?“ Der Mönch deutete auf das aufgewühlte Wasser in der Zisterne und erwiderte ruhig: „Schau auf das Wasser. Was siehst du?“ Der Wanderer blickte tief in die Zisterne und antwortete schließlich: „Nichts.“
Nach einer kurzen Pause forderte der Mönch ihn erneut auf: „Schau noch einmal auf das Wasser. Was siehst du jetzt?“ Der Fremde blickte erneut in die Zisterne und antwortete diesmal: „Jetzt sehe ich mich selbst!“
„Dann hast du deine Antwort gefunden“, erklärte der Mönch. „Als das Wasser vom Schöpfen noch in Bewegung war, konntest du nichts erkennen. Jetzt ist das Wasser ruhig — und das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht und erkennt sich selbst!“
23. Woche
ZULASSEN UND LOSLASSEN
In unserem alltäglichen Leben stellen wir uns oft die quälende Frage nach dem „Warum?“, wenn wir einen Verlust erleiden – sei es in Bezug auf unsere Gesundheit, unseren Besitz oder durch den Tod eines lieben Menschen. Unsere Suche nach einer Antwort kann zu lang anhaltendem Leid führen, während wir hoffen, dass wir das Geschehene besser ertragen können, wenn wir den Grund dafür verstünden.
Zen-Meditation hingegen lehrt uns, diese selbstzerstörerische Frage nach dem „Warum?“ loszulassen. Wir treten dabei nicht aus der Realität aus, sondern finden im gegenwärtigen Moment Ruhe. Wir akzeptieren alles, ohne zwischen mehr oder weniger unangenehmen Gedanken und Gefühlen zu unterscheiden. Wir lernen, Dinge anzusehen, ohne uns an ihnen festzuhalten.
Wenn während der Meditation Gedanken oder Unruhegefühle aufkommen, lassen wir uns nicht ablenken und sagen uns innerlich: „Erkennen – annehmen – loslassen – entspannen – und lächeln“. Während der Stille erkennen wir das, was in uns vorgeht – unsere momentane Lebenssituation, unsere Erinnerungen, Hoffnungen, Enttäuschungen und Ängste – als unsere subjektive Wirklichkeit an.
Indem wir unseren Alltag in unsere Meditation einbeziehen, lernen wir, dass meditative Übungen wichtige Begleiter unseres Lebens sein können. Wir versuchen nicht, Ereignisse, die wir nicht ändern können, zu erklären, sondern begegnen unseren Erfahrungen ohne Vorurteile, ohne Bewertungen, ohne Schuldzuweisungen und ohne psychologische, religiöse oder esoterische Interpretationen.
22. Woche
FREI UND UNBESCHWERT
Wenn wir uns für Spiritualität interessieren, hören wir, dass unser Ego eine Illusion sei und sich als wahres Selbst tarne. Es habe sich als Ich im rationalen Denkbewusstsein eingenistet und vermittele den Eindruck, als sei es unsere wahre Natur. Doch wer sind wir wirklich, jenseits des Egos?
Buddha lehrte, dass das Ego aus fünf Daseinsgruppen besteht: Körper, Gefühle, Wahrnehmungen, Handlungen und Bewusstsein. Und er warnte davor, dass unser Anhaften an diesem Ego, als einer Art von individuellem Wesen, die Quelle aller Habsucht, allen Leidens und Streites sei. Denn unsere Gedanken erzeugen Emotionen und Wünsche, die Konflikte auslösen.
Solange wir nur aus der Perspektive des Egos heraus handeln, sehen wir die Welt verzerrt. Um uns von dieser Illusion zu befreien, müssen wir unsere egozentrischen Tendenzen erkennen und überwinden. Wir sollten uns nicht ständig mit anderen vergleichen, uns nicht in Halbwahrheiten und Rechtfertigungen verstricken und nicht urteilen und trennen.
Das Loslassen des Egos ist allerdings schwierig, da es ein essentieller Teil unseres Selbstbildes ist. Es ist uns so in Fleisch und Blut übergegangen, dass wir uns eigentlich nicht davon trennen wollen. Doch sobald wir die Einheit aller Dinge erkennen, können wir uns auf unseren spirituellen Weg begeben und frei und unbeschwert.
21. Woche
DIE WELT VERBESSERN
Die weltweiten Krisen und Nöte sind ein allgegenwärtiges Thema, das uns täglich beschäftigt. Wir alle wissen, dass wir so nicht weitermachen können, aber die Frage bleibt: Wie können wir es besser machen?
Als ein Weiser einst gefragt wurde, wie man die Welt verbessern könne, offenbarte er folgende Erfahrung: In seiner Jugend war er ein Idealist und stellte sich vor, was er alles tun könnte, um die dringendsten Probleme in der Welt zu lösen. Damals bat er den Allmächtigen: „Gib mir die Kraft, die Welt zu verbessern.
Doch mit zunehmendem Alter erkannte er, dass er nicht in der Lage war, einen beliebigen Menschen zu einem Sinneswandel zu bewegen. Deshalb änderte er sein Gebet und bat nur noch um die Gnade, diejenigen zu verbessern, die ihm nahestanden. Doch auch das war ihm nicht möglich.
Als er dann den größten Teil seines Lebens hinter sich hatte, ohne dass er irgendwen oder irgendetwas in dieser Welt verbessert hatte, bat er schließlich nur noch darum, sich selbst zu verbessern. Er erkannte, wie schwierig das war, aber wenn er von Anfang an nur dieses Ziel verfolgt hätte, wäre sein Leben vielleicht sinnvoller gewesen. – Es geht also darum, bei sich selbst anzufangen, um die Welt um sich herum zu verbessern.
20. Woche
STRESSFREI MEDITIEREN
Eigentlich besteht die Meditation aus einfachen Übungen, die leicht durchzuführen sind und nur wiederholt werden müssen, bis sie Früchte tragen. Warum also empfinden wir das Meditieren oft als schwierig und anstrengend?
Auch wenn wir entspannt und vollkommen wertfrei praktizieren wollen, kann es manchmal zum Abschweifen des Geistes oder zu Trägheit und Ungeduld kommen. Darauf mit Unmut und größerer Anstrengung zu reagieren, verursacht Widerstand und Frust – und das behindert unsere weitere Entwicklung.
In Wahrheit kämpfen wir nicht mit der Meditation selbst, sondern mit einer unrealistischen Vorstellung und hohen Erwartungen davon, wie es sein sollte. Dadurch fühlt es sich an, als würden wir uns dazu zwingen. Das eigentliche Problem liegt nicht darin, dass die Meditation zu viel Mühe macht oder dass mit uns etwas nicht stimmt, sondern in zu idealistischen Vorstellungen und falschem Ehrgeiz.
Es gibt kein Problem in unserem Leben, das sich nicht löst, sobald wir von uns selbst absehen. Deshalb sollten wir alle Erwartungen fallen lassen und ohne große Anstrengung meditieren. Denn bei der Praxis des Weges geht es nicht darum, etwas zu erreichen – sondern um Hingabe und Vertrauen. Eine Einstellung von freudigem Bemühen und gewissenhafter Beharrlichkeit wäre ein guter Ansatz.
19. Woche
DAS PATHOLOGISCHE EGO
Unser Ego besteht aus unseren Gedanken, Überzeugungen und Praktiken und identifiziert sich mit unserem Körper, unseren Gefühlen und Ideen, um sich in der Außenwelt zu zeigen. Das Ego ist eine Illusion, die sich im rationalen Denken verankert und uns glauben macht, es sei unsere wahre Natur.
Ein Mensch, der vom Ego beherrscht wird, erkennt sein Leiden nicht als solches, sondern betrachtet es als einzig richtige Reaktion in bestimmten Situationen. Das Ego kann nicht zwischen einer Situation, ihrer Auslegung und unserer Reaktion darauf unterscheiden. Negative Gemütsregungen werden oft als gerechtfertigt empfunden und irrtümlich als Erfolge verbucht.
Allerdings können sich negative Emotionen – wie Neid, Wut, Angst und Eifersucht, – schädlich auf unsere Gesundheit auswirken. Deshalb ist es wichtig zu erkennen, dass es sich tatsächlich um pathologische Zustände handelt und keineswegs um etwas Erfreuliches. Das Loslassen der Ego-Illusion ist äußerst schwierig, da wir uns seit jeher mit unserem Ego identifizieren. Wenn wir die Welt nur aus jener Perspektive betrachten, sehen wir alles verzerrt.
Daher ist es ratsam, das pathologische Ego zu überwinden, um die Welt klarer sehen und echt erleben zu können. Das erfordert Arbeit und Zeit, weil wir uns von einer tief verwurzelten Überzeugung lösen müssen. Doch es lohnt sich, da wir uns von mentalen und emotionalen Leiden befreien und glücklicher werden können.
Aus „Eine neue Erde“ von Eckhart Tolle
18. Woche
NICHTS IST STÄRKER
„Es gibt eine extrem starke Kraft, für die die Wissenschaft bisher noch keine Formel gefunden hat. Es ist eine Kraft, die alle anderen beinhaltet, sie regelt und die sogar hinter jedem Phänomen steckt, das im Universum tätig ist und noch nicht von uns identifiziert wurde.
Diese universelle Kraft ist die Liebe. Wenn die Wissenschaftler nach einer einheitlichen Theorie des Universums suchten, vergaßen sie bisher diese unsichtbare und mächtigste aller Kräfte.
- Liebe ist Licht, da sie denjenigen erleuchtet, der sie aussendet und empfängt.
- Liebe ist Schwerkraft, weil sie einige Leute dazu bringt, sich zu anderen hingezogen zu fühlen.
- Liebe ist Macht, weil sie das Beste, das wir haben, vermehrt und nicht zulässt, dass die Menschheit durch ihren blinden Egoismus ausgelöscht wird.
- Liebe zeigt und offenbart. Durch die Liebe lebt und stirbt man. Liebe ist Gott und Gott ist die Liebe.
Diese Kraft erklärt alles und gibt dem Leben einen Sinn. Dies ist die Variable, die wir zu lange ignoriert haben, vielleicht, weil wir vor der Liebe Angst haben. Sie ist schließlich die einzige Macht im Universum, die der Mensch nicht nach seinem Willen steuern kann“.
Dies ist ein Auszug aus einem Brief Albert Einsteins an seine Tochter Lieserl, in dem er ihr die „stärkste universelle Energie“ erklärt.
17. Woche
UNIVERSELLE ENERGIE
Ein altes Märchen erzählt von den Göttern, die zu entscheiden hatten, wo sie die größte Kraft des Universums verstecken sollten. Sie wollten die Kraft an einem Ort verstecken, an dem sie der Mensch nicht finden könne, bevor er reif genug sei, sie verantwortungsvoll zu gebrauchen.
Einer der Götter schlug vor, sie auf der Spitze des höchsten Berges zu verstecken. Die anderen Götter hatten Bedenken, dass der Mensch irgendwann auch den höchsten Berg besteigen würde. – Ein anderer Gott schlug vor, die Kraft auf dem tiefsten Grund des Meeres zu verstecken. Sie erkannten, dass der Mensch auch diese Region erforschen würde. Er würde die größte Kraft des Universums dort finden, bevor er reif dafür sei.
Schließlich sagte der weiseste Gott: „Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die größte Kraft des Universums, im Menschen selbst verstecken. Dort wird er niemals danach suchen.“ – Und so versteckten die Götter die größte Kraft des Universums im Menschen selbst. Dort liegt sie noch immer und wartet darauf, dass wir sie in Besitz nehmen und weisen Gebrauch von ihr machen. (Erzählung eines Unbekannten)
16. Woche
EIN ERFÜLLTES LEBEN
Altern ist ein Prozess, der schon in jungen Jahren beginnt und unaufhaltsam fortschreitet. Doch viele Menschen wollen die eigene Vergänglichkeit nicht wahrhaben. Man könnte meinen, sie dächten, nur andere Leute würden alt und krank und müssten irgendwann sterben. Aber vor den Naturgesetzen sind wir alle gleich, ab der zweiten Lebenshälfte wird jeder Körper schwächer.
Allerdings ein Geist, der gefordert und gefördert wird, altert nicht so schnell. Wer sich nicht auf seinen Erfahrungen ausruht, kann sich sein Leben lang weiterentwickeln und immer wieder neuen Aufgaben stellen. Meditations- und Achtsamkeitspraxis helfen uns dabei, etwas für unsere geistige Hygiene zu tun und eine positive Einstellung zum Leben zu gewinnen.
Denn sie rücken nicht nur das Leben im Hier und Jetzt in den Fokus, sondern machen uns auf Blockaden und Begierden aufmerksam und reinigen so den Geist. Dadurch lernen wir, unsere Gedanken und Emotionen besser zu kontrollieren, um uns von falschen Überzeugungen und destruktiven Erinnerungen zu befreien, die auch Ursachen für psychische Probleme sein können.
Wenn wir darüber hinaus auch auf unsere körperliche Gesundheit achten – eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und soziale Kontakte – werden wir unseren Ruhestand in vollen Zügen genießen. Und mit einem klaren Geist sind wir in der Lage, auch Herausforderungen im hohen Alter zu meistern und ein erfülltes Leben zu führen.
15. Woche
FROHE OSTERN!
Hallo ihr Lieben, ich wünsche euch ein schönes Osterfest und hoffe, dass ihr euch an den sonnigen Feiertagen gut erholen werdet. Jeder Augenblick ist zu wertvoll und unwiederbringlich, als dass man ihn einfach so verschwinden lassen sollte. Aber was können wir tun, um die schönen Momente festzuhalten?
Ganz gleich was du denkst, es ist sofort verflogen. Stattdessen atme tief ein und langsam aus – und achte einmal genau darauf, was jetzt gerade ist. Und dann sag ein langanhaltendes „Jaaa“! In diesem „Ja“ kostest du den gegenwärtigen Augenblick voll aus.
Das „Ja“ verfliegt nicht, wie das flüchtige „Jetzt“. Es bleibt bei dir. Das „Ja“ ist stärker als die Zeit. Ist hat Teil an dem, was nicht vergeht. In dem „Ja“ wohnt ein Augenblick Ewigkeit. Du kannst es fühlen.
14. Woche
TIEFES SPÜREN
Meditation bietet eine hervorragende Gelegenheit, den hektischen Alltag hinter sich zu lassen und in einen Zustand emotionalen Wohlbefindens einzutauchen. Dabei steht nicht unbedingt die spirituelle Ebene im Vordergrund, sondern vor allem die Umwandlung der Gedankenwelt von einem stressgeplagten in einen entspannten Modus. Diese Erfahrung kann sich wie das Abwerfen einer schweren Bürde anfühlen und sogar Glücksgefühle hervorrufen.
Mit der richtigen Anleitung kannst du dein Bewusstsein wie eine „Wünschelrute“ verwenden, um bestimmte Emotionen aufzuspüren und besser zu kontrollieren. Indem du dich mit zunehmender Aufmerksamkeit auf das Empfinden des Lebens in deinem Innersten fokussierst, entwickelst du ein dynamisches Spürbewusstsein, das dir ermöglicht, dich frei in deinem gesamten Körper zu bewegen.
Meditation kann eine beeindruckende Wirkung auf unseren physischen und psychischen Zustand haben. Dadurch kannst du die heilsame Kraft deines Bewusstseins nicht nur bis in die entlegensten Körperteile lenken, sondern auch emotionale Verletzungen behutsam versorgen. Es ist eine gute Möglichkeit, um sich von negativen Gedanken und Gefühlen zu befreien.
Durch die Verbindung von Atemtechnik und Körperhaltung kann diese Methode sogar zu einer heilsamen Meditationspraxis werden. Dabei geht es nicht nur um Wohlbefinden, sondern auch um das Kultivieren deiner inneren Stärken. Probiere es aus und erlebe selbst, wie Meditation dein Leben bereichern kann.
13. Woche
ÜBER DIE LIEBE
Liebe – das wohl tiefgründigste Thema, das uns Menschen bewegt. Doch was bedeutet Liebe überhaupt? Meist wird sie mit intensiven Emotionen, körperlicher Anziehung, Besitzansprüchen, Kontrolle, Sucht, und Erotik assoziiert.
Die „romantische Liebe“ ist ein Modell unter vielen anderen, bei dem vor allem die Verbindung von Sex und Liebe im Vordergrund steht. Leider sind die Erwartungen oft zu hoch und diese Idee daher selten von längerer Dauer. Was wir auch über Liebe zu wissen glauben, es ist letztendlich nur eine Vorstellung.
Eine weit verbreitete Auffassung besagt, dass sich enttäuschte Liebe in Hass verwandeln kann. Doch das ist ein Irrtum, denn Hass entspringt aus Stolz und nicht aus Liebe. In einer Beziehung, in der es nur um süchtig machende Sentimentalität geht, hat es wahrscheinlich nie echte Liebe gegeben.
Wirkliche Liebe hingegen ist bedingungslos, unwandelbar und beständig. Sie schwankt nicht, da ihr Ursprung in der Person liegt, die liebt, und nicht von äußeren Faktoren abhängig ist. Liebe ist nicht intellektuell und geht nicht vom Verstand aus. Echte Liebe ist ein Zustand des Seins und strahlt vom Herzen aus.
Liebe bedeutet wahres Glück, aber obwohl jeder danach strebt, zeigen Umfragen, dass nur wenige diese Bewusstseinsebene erreichen. Wer jedoch den natürlichen Rhythmus von leidenschaftlichen Höhen und alltäglichen Niederungen akzeptiert, kann trotz aller Schwierigkeiten eine liebevolle und stabile Partnerschaft aufbauen, die dauerhaft besteht.
12. Woche
BEWUSSTES SEHEN
Manchmal haben wir das Gefühl, dass das Leben einfach an uns vorbeirauscht und wir gestresst von einem Termin zum anderen eilen. In solchen Momenten sehnen wir uns oft danach, aus diesem Schnellzug des Lebens auszusteigen und einfach nur zu sein. Die „Notbremse“ dafür ist die Achtsamkeit.
Achtsamkeit bedeutet, im gegenwärtigen Moment bewusst wahrzunehmen, was um uns herum passiert. Leider nutzen wir diese Fähigkeit viel zu selten. Wie oft schauen wir, ohne wirklich zu sehen? Hören wir, ohne wirklich zuzuhören? Essen wir, ohne wirklich zu schmecken? Reden wir, ohne wirklich etwas zu sagen?
Wirkliches Sehen (bewusstes Wahrnehmen) kann Einsicht, Durchblick und auch Verstehen bedeuten. Hast du zum Beispiel schon einmal ein Gänseblümchen aus der Nähe betrachtet? Es hat in der Mitte einen sonnigen Blütenwirbel. Genau diese radiärsymmetrische Windung taucht auch in der DNA unserer Zellen und in den Sternwirbeln der Galaxien auf, die Milliarden von Lichtjahren von uns entfernt sind.
Wenn du also ein Gänseblümchen wirklich siehst, dann siehst du von hier bis in die Unendlichkeit. In jedem noch so kleinen Teil der Schöpfung liegt die gesamte Geschichte des Universums verborgen. Wie im Kleinen, so im Großen. Sehen ist die Kunst, die Welt wirklich wahrnehmen zu können. Darin liegt das Geheimnis der Achtsamkeit.
11. Woche
AUF DEM SPIRITUELLEN WEG
Nur wenn jeder von uns seinen Beitrag für den Erhalt unseres Planeten leistet, können wir gemeinsam etwas erreichen. Durch ein meditatives Leben zum Beispiel kannst du die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten und so dazu beitragen, sie zu einem besseren Ort zu machen. Wenn du das erkannt hast, worum es in deinem Leben geht, zögere nicht, es in die Tat umzusetzen.
Viele Menschen verschwenden ihre Energie, um die Illusion eines separaten Selbst aufrechtzuerhalten. Diese Energie steht uns zur Verfügung, wenn wir den Prozess der Wandlung von einem egozentrischen zu einem sich verbunden fühlenden Menschen durchleben. Die Praxis der Meditation und Achtsamkeit in einer spirituellen Gemeinschaft gibt uns Mut und Kraft, dies zu tun.
Allerdings erfordert es schon etwas Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen, um auf dem spirituellen Weg voranzukommen. Doch wenn du dich auf das Wesentliche konzentrierst, kannst du deine Sicht auf die Wirklichkeit vertiefen und dein wahres Potenzial an Mitgefühl und Demut zum Wohle aller Wesen entfalten.
Indem wir die kleinen Dinge schätzen lernen, erkennen wir, wie wenig man eigentlich braucht, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen und seine Sehnsucht nach Ruhe und Gelassenheit zu erfüllen. Dann können wir die Welt, die Erde, die Menschen, Tiere und Pflanzen mit anderen Augen sehen – und entdecken, wie alles um uns herum voller Wunder ist.
10. Woche
MEDITATIVES ERLEBEN
In schwierigen Zeiten suchen viele Menschen Zuflucht in der Stille. Vor allem wohl deswegen, weil uns das eigene Leben immer unwirklicher erscheint. Wir fühlen uns verunsichert und fremdbestimmt. Das Problem liegt in unserer Wahrnehmung. In Gedanken leben wir entweder in der Vergangenheit oder Zukunft und verpassen dabei das wirkliche Leben.
Unruhe ist eine geistige Gewohnheit und Meditation ein natürliches Mittel dagegen. Denn in allen Weisheitstraditionen dient Meditation als unübertroffenes Instrument der Selbsterforschung – als Weg zur inneren Umkehr. Durch regelmäßiges Praktizieren lernen wir, den normalen Gedankenfluss zu beruhigen und uns von negativen Vorstellungen sowie destruktiven Einflüssen zu befreien.
Schließlich kann es uns mit einem gewissen Maß an Selbstdisziplin und Geduld gelingen, in tiefere spirituelle Schichten des Bewusstseins zu gelangen. Frei von Gedanken zu sein bedeutet, in diesem Moment ganz leer zu sein und die Grenzen unseres engen Geistes zu überschreiten, d.h. mit dem Universellen in uns Kontakt aufzunehmen.
Was während der Versenkung in uns auftaucht, geschieht von selbst und löst bei uns keinerlei Reaktion aus, weil es in der Leerheit keine Bewusstheit gibt. Erst wenn das meditative Erleben vorbei ist und das bewusste Denken wieder einsetzt, spüren wir Freude und Gelassenheit. Denn der Geist, der sich selbst erkannt hat, ist frei davon, sich dauernd beschäftigen zu müssen – er ist unabhängig.
09. Woche
IM STILLEN GEWAHRSEIN
Durch Meditation lernen wir, unseren Geist und die damit einhergehenden Lebensprozesse besser zu verstehen. Ein gelehriger Geist, der sich beobachtet fühlt, wird von selbst damit beginnen, seine egozentrischen Verhaltensweisen zu hinterfragen und abzustellen.
Achtsamkeit kann dazu beitragen, dass die Intensität des Leidens abnimmt oder Leiden gar vermieden wird, da uns dessen Entwicklung früher bewusst wird. Wenn wir verstehen, wie Gefühle in unserem Bewusstsein entstehen, können wir unsere Haltung ihnen gegenüber ändern.
Denn Wut, Gier und Angst müssen nicht immer eine Quelle des Leidens sein. Sie kommen aus unserem Innersten, und anstatt sie zu bekämpfen, zu leugnen oder uns mit ihnen zu identifizieren, können wir uns bemühen, diese Bewusstseinszustände wohlwollend zu beobachten.
Im meditativen Gewahrsein ist es einfacher, die emotionalen Zustände ihrem natürlichen Lauf zu überlassen und sie ganz bewusst kennenzulernen. Wenn das geschieht, werden diese Erscheinungen immer seltener und verschwinden schließlich. Beim Meditieren geht es letztlich darum, dass alles zu seinem Ursprung zurückkehrt. – Alles entsteht aus der Stille und kehrt in die Stille zurück.
08. Woche
DIE INNERE STIMME
„Sitz nicht so krumm da und beweg dich nicht dauernd.“ Wie oft erlebst du solche Ermahnungen deiner inneren Stimme, während du dich um gute „Haltungsnoten“ beim Meditieren bemühst? „Nein, entspanne mehr. So kannst du doch nicht die ganze Runde überstehen – undenkbar. Nun übst du das schon seit Wochen und kannst nicht mal fünf Minuten ruhig bleiben.“
Diese fortlaufenden Kommentare und Bewertungen deines Egos wollen dir nur die Meditation vermiesen, weil das „kleine Ich“ um seine Daseinsberechtigung fürchtet. Wer kennt nicht solche Situationen? Kaum hat man sich hingesetzt, dann meldet sich die innere Stimme.
Und wenn du versuchst, sie zum Schweigen zu bringen, wird sie nur hartnäckiger. Gib es auf, sie zu beschwichtigen, das endet nur in endlosen Dialogen und verscheucht jedes Meditationsgefühl. Wie aber kann man diese Stimmen verstummen lassen?
Eine alte tibetische Anweisung sagt: „Körper auf dem Kissen, Geist im Körper, Entspannung im Geist.“ Hier wird nichts davon erwähnt, keine Gedanken und kein Geplapper in Kopf zu haben. Sei einfach in deinem Körper und ruhe genau da. Ein ruhender Geist ist das Ergebnis der Praxis, nicht der Methode. Die Methode besteht darin, immer wieder zum Erleben des Atems zurückzukehren und dort zu ruhen. Zurückkehren, ruhen, zurückkehren, ruhen, zurückkehren, ruhen . . .
07. Woche
EGO-PLÄDOYER
Ist unser allgegenwärtiges Ego in Wirklichkeit keine Illusion sondern ganz real? In dem „Buch der Geheimnisse“ des zeitgenössischen Autors spiritueller Literatur, Deepak Chopra, habe ich ein Plädoyer für unser Ego gefunden:
S.42 „Ich habe nicht vor, das Ego schlecht zu machen. Ego-Schelte sucht nach einem Sündenbock, dessen Aktivitäten es verhindern, dass die Menschen ihr Glück finden. Denn angeblich ist das der eigentliche Grund, weshalb die Menschen leiden, weshalb sie weder ihr wahres Selbst noch Gott oder die Seele finden. Das Ego, so hören wir, blende uns mit seinen ständigen Forderungen, seiner Gier, seiner Selbstsucht und seiner Unsicherheit. Das ist eine beliebte, aber falsche Anschuldigung, denn wenn wir das Ego in ein dunkles Verlies verbannen, machen wir es zum Feind, und das führt zu noch mehr Trennung und Zersplitterung. Wenn es die eine Wirklichkeit gibt, muss sie alles umfassen. Wir können uns des Egos ebenso wenig entledigen wie des Verlangens.“
S.44 „Ich habe Verständnis für die Menschen, die sich mit dem Ego beschäftigt haben und es so abstoßend fanden, dass sie darauf verzichten möchten. Doch ein Angriff auf das Ego ist am Ende nur ein raffinierter Angriff auf uns selbst. Es hätte keinen Sinn, das Ego zu zerstören, selbst wenn es gelänge. Wenn unser gesamter Schöpfungsapparat intakt bleiben soll, können wir auf das Ego nicht verzichten. Wenn man das Ego seiner hässlichen, angstvollen, gewalttätigen Träume entkleidet, ist es nicht mehr hässlich, angstvoll und gewalttätig. Dann nimmt es seinen natürlichen Platz als Teil des Mysteriums ein.“
06. Woche
WAHRE WIRKLICHKEIT
Wenn wir in tiefe Meditation versinken, kann das zu allen möglichen Arten von Erscheinungen führen. Was auch immer in deinem Geist vorgehen mag, lass dich nicht beunruhigen. Meditiere einfach weiter im absoluten Vertrauen. Wenn du nicht anhaftest, werden diese Prozesse, die beim Lösen von physischen Blockaden u.a. als Visionen oder Reflexe auftreten können, bald wieder vergehen.
Alle Aspekte dieser Welt sind mit einer geheimnisvollen Quelle verbunden. Himmel und Erde, Leben und Tod, Pflanzen und Tiere, man selbst und andere Menschen sind so wie Berg und Tal nicht voneinander getrennt. Durch regelmäßiges Meditieren wirst du mit der Zeit deine Sinneswahrnehmungen so verfeinern und deinen Geist so weit beruhigen, dass du dies in dir selbst beobachten kannst.
Es gibt ein schwingendes Energiefeld im Universum, das alles durchdringt. Dieses Feld geschieht nicht um dich herum, es geschieht durch dich. Wenn wir den Prozess der Reinigung durchlaufen haben und in der Lage sind, uns besser zu konzentrieren, können Körper, Geist und Raum als lichterfüllt oder lichthaft wahrgenommen werden. Je weniger Widerstand vorhanden ist, umso leichter kann die Energie fließen. Wenn du Gelassenheit und Gleichmut entwickelst, wird dir die wahre Wirklichkeit bewusst.
05. Woche
ALLES KLAR?
Altern ist kein Zustand, der plötzlich da ist, sondern ein ständiger Prozess lebenslanger Vergänglichkeit. Selbst wenn hauptsächlich der Körper altert, muss die Geistesfähigkeit nicht in gleichem Maße abnehmen.
Allerdings ein mit Gier, Hass und Verblendung behafteter Mensch altert geistig oft schon relativ vorzeitig, weil er ausschließlich egoistische Ziele verfolgt und sich von seinen Trieben versklaven lässt. Ein gefangener Geist verfällt ähnlich schnell wie der Körper, wenn man ihn vernachlässigt.
Gesunde Ernährung, körperliche Bewegung sowie geistige Hygiene sind die besten Voraussetzungen für mehr Zufriedenheit und Gelassenheit im Alter. Dabei kann auch regelmäßiges Meditieren sehr heilsam sein. Es rückt nicht nur den Moment, das Hier und Jetzt, in den Fokus, sondern macht uns mit unseren Emotionen, Widerständen und Wünschen vertraut und reinigt so den Geist.
In Kombination mit entsprechender Achtsamkeitspraxis kann es dann gelingen, unsere ich-bezogenen Verhaltensweisen zu verändern. So braucht sich ein anhaftungsfreier Mensch vor dem Alter nicht zu fürchten. Denn ein klarer Geist wird nicht vorzeitig vergreisen, weil er im Einklang mit dem Kosmos lebendig bleibt.
04. Woche
ANGST HAT WAS
In den vergangenen drei Jahren ist eine Krise auf die andere gefolgt und hat bei den meisten von uns viel Angst erzeugt. Was mit der Pandemie begonnen hatte, setzte sich mit dem Ukraine-Krieg fort. Dann beschäftigt uns die Energiekrise Und nach wie vor fühlt sich die Menschheit vom Klimawandel bedroht.
Angst macht Angst und irgendwann handlungsunfähig. Wenn du die Angst bekämpfen willst, wird sie stärker und baut sich zu einem unüberwindbaren Hindernis auf. Solange du die Angst loswerden willst, bist du mit ihr identifiziert.
Angst kann dich jedoch zu einem tieferen Verständnis führen, wenn du sie als Herausforderung annimmst und zu deinem Lehrmeister machst. Bitte denke daran, dass es den meisten Menschen genauso geht wie dir. Angst ist die natürliche Wachsamkeit im Hinblick auf potenzielle Gefahren, der Kern unseres Überlebensinstinkt. Hab also keine Angst vor der Angst!
Denn neben ihrer Warnfunktion hat sie auch eine Botschaft für dich. Wenn du in der Meditation nach den Ursachen „deiner Angst“ forschst, wirst du vielleicht Antworten finden, die dir gar nicht gefallen. Vertraue aber auf die Weisheit deines Herzens, wenn es dir zu gewissen Veränderungen in deinem Verhalten rät, um dich von Ängsten zu befreien und dir dein Leben zu erleichtern.
03. Woche
BÖSES ERWACHEN
Weisst du noch, was du vor zehn Minuten gedacht hast? Wenn der normale Gedankenstrom uns überflutet, ist es kaum möglich, sich irgendetwas zu merken. Oder war es etwas Wichtiges, das deine Aufmerksamkeit gefordert hat?
Waren es deine eigenen Gedanken oder die Meinungen von anderen? Übernommene Ansichten werden häufig zu eigenen Überzeugungen und damit irrtümlich für die Wahrheit gehalten. Dabei sind Standpunkte meistens nichts weiter als Interpretationen und haben mit der wahren Wirklichkeit nichts zu tun.
Wenn du dich mit deinen Gedanken identifizierst, begibst du dich in die Abhängigkeit des Egos, das ständig nach neuen Anreizen verlangt. Das führt in der Regel dazu, dass wir dauernd Zerstreuung suchen oder an materiellen Dingen kleben und unseren „Hunger“ durch maßlosen Konsum zu stillen versuchen – gefolgt von einem bösen Erwachen.
Die Alternative dazu ist das spirituelle Erwachen, das im tiefsten Inneren des Menschen etwas grundlegend verändert, so dass wir unbeschwerter durchs Leben gehen können , weil vieles ohne Widerstand im Einklang mit dem Kosmos verläuft.
Wer danach strebt, lässt sich nicht länger vom engstirnigen Ego sein Leben diktieren, sondern geht über das Denken hinaus. Durch konsequente Meditationspraxis finden wir zu innerer Ruhe und Gelassenheit, lernen das Wesen der Dinge und unsere eigene Natur zu erkennen sowie Sinn und Bedeutung des Lebens zu erfassen. Weisst du noch, was du vor zehn Minuten gedacht hast? Wenn der normale Gedankenstrom uns überflutet, ist es kaum möglich, sich irgendetwas zu merken. Oder war es etwas Wichtiges, das deine Aufmerksamkeit gefordert hat?
Waren es deine eigenen Gedanken oder die Meinungen von anderen? Übernommene Ansichten werden häufig zu eigenen Überzeugungen und damit irrtümlich für die Wahrheit gehalten. Dabei sind Standpunkte meistens nichts weiter als Interpretationen und haben mit der wahren Wirklichkeit nichts zu tun.
Wenn du dich mit deinen Gedanken identifizierst, begibst du dich in die Abhängigkeit des Egos, das ständig nach neuen Anreizen verlangt. Das führt in der Regel dazu, dass wir dauernd Zerstreuung suchen oder an materiellen Dingen kleben und unseren „Hunger“ durch maßlosen Konsum zu stillen versuchen – gefolgt von einem bösen Erwachen.
Die Alternative dazu ist das spirituelle Erwachen, das im tiefsten Inneren des Menschen etwas grundlegend verändert, so dass wir unbeschwerter durchs Leben gehen können, weil vieles ohne Widerstand im Einklang mit dem Kosmos verläuft.
Wer danach strebt, lässt sich nicht länger vom engstirnigen Ego sein Leben diktieren, sondern geht über das Denken hinaus. Durch konsequente Meditationspraxis finden wir zu innerer Ruhe und Gelassenheit, lernen das Wesen der Dinge und unsere eigene Natur zu erkennen sowie Sinn und Bedeutung des Lebens zu erfassen.
02. Woche
INNEN UND AUSSEN
Das größte Geschenk, das man durch die Zen-Praxis erlangen kann, ist die Erleuchtung. Allerdings wenn wir nur meditieren, bleibt die Praxis eine halbe Sache. Der Zen-Weg führt zwar über die Meditation nach innen, aber danach über die Achtsamkeitspraxis auch wieder nach außen. Nur wenn sich Innen und Außen ergänzen, kann sich das Leben weiterentwickeln.
Achtsamkeit bedeutet, im gegenwärtigen Moment alles wahrzunehmen, was gerade passiert. Doch leider nutzen wir diese menschliche Fähigkeit viel zu wenig. Wie oft schauen wir, ohne wirklich zu sehen – hören wir, ohne wirklich zuzuhören – essen wir, ohne wirklich zu schmecken – reden wir, ohne wirklich etwas zu sagen?
Dabei steht Achtsamkeit praktisch immer zur Verfügung, wenn wir unsere Alltagsroutine unterbrechen. Ein paar Mal tief durchatmen, den eigenen Atemfluss spüren und sich fragen: Wie fühle ich mich in diesem Moment? Was geht mir gerade durch den Kopf? Das Leben wirklich im Hier und Jetzt wahrnehmen zu können, darin liegt das Geheimnis der Achtsamkeit.
Den Zen-Weg zu gehen, bedeutet nicht, abzuheben und herabzuschauen oder vor dem Leben zu flüchten und ins Nirvana auszuweichen, sondern: sich auch seinen Alltagspflichten zu stellen. Den Geist reinigen und das Geschirr spülen sind die zwei Seiten einer Medaille.
01. Woche 2023
NUR FÜR HEUTE
Auch gute Vorsätze unterliegen dem Naturgesetz der Vergänglichkeit. Erfahrungsgemäß werden viele Vorhaben die ersten beiden Wochen des neuen Jahres nicht überleben. Wer nicht gleich scheitern möchte, sollte sich nicht zu viel vornehmen, aber konsequent umsetzen, Schritt für Schritt.
Am erfolgreichsten sind Vorsätze für einen überschaubaren Zeitraum. Es genügt die friedliche, ruhige Suche nach dem Guten an jedem Tag, zu jeder Stunde – ohne Übertreibung, aber mit Geduld. Im Zen heißt es: Jeder Tag ein guter Tag. Probiert es am besten heute einmal aus. Hier ein paar praktische Beispiele, die jeder schaffen kann:
Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag besonders achtsam zu erleben, ohne alle meine Probleme auf einmal lösen zu wollen. Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen oder auf meine „kleinen Sünden“ verzichten – und ich werde es niemandem erzählen. Nur für heute werde ich mir vornehmen, niemanden zu kritisieren oder zu verbessern.
Nur für heute werde ich alle von mir erzeugten Selbstbilder ablegen, einschließlich dem des „bescheidenen Menschen“, des „spirituellen Menschen“ oder dem des „edlen Wohltäters“. – Und schließlich noch etwas für uns alle: Nur für heute werde ich nicht versäumen, an der gemeinsamen Fernmeditation der Lotos Sangha um 19 Uhr teilzunehmen.