Konzentration ist die Kraft, die unseren Geist sammelt.
Sie bringt uns zur Ruhe, lenkt die Aufmerksamkeit
auf ein gewähltes Objekt – Atem, Gefühl oder Empfindung.

Sie schließt alles aus, was ablenkt.
Sie ist wie ein Laser – zielgerichtet, durchdringend, still.
Ohne sie bleibt Achtsamkeit flüchtig.
Denn ohne Stabilität fällt der Geist in alte Muster zurück.

Immer wenn es in der Meditationsanleitung darum geht,
sich wieder auf den Atem zu fokussieren,
ist Rechte Konzentration angesagt.

Durch die Fixierung der Aufmerksamkeit auf die Atmung
entwickelt man die Fähigkeit,
sich des gegenwärtigen Moments bewusst zu sein.

Dieses Gewahrsein von Augenblick zu Augenblick,
so lange wie möglich aufrechtzuerhalten,
das ist rechte Konzentration.

Achtsamkeit dagegen ist offen, weit, empfangend.
Sie urteilt nicht, sie hält nichts fest, sie stößt nichts fort.
Sie spürt – alles, was erscheint:
Gedanken, Geräusche, Müdigkeit, Hoffnung, Widerstand.
Und sie sagt nicht: „Das sollte nicht sein.“
Sie sagt: „Auch das gehört dazu.“

Die Beobachtung der Atmung dient auch
dem Praktizieren der Rechten Aufmerksamkeit.
Unser Leiden entspringt der Unwissenheit.
Wir reagieren, weil wir nicht wissen, was wir tun,
weil wir unsere wahre Realität nicht kennen.

Die meiste Zeit verbringt der Geist versunken
in Phantasien und Illusionen, in denen
eine angenehme oder unangenehme Erfahrungen
der Vergangenheit wiederbeleben aufleben lässt
und erwartungsvolle oder ängstliche Bilder
von der Zukunft entwirft.

Wenn wir nicht auch in der Lage sind, innezuhalten –
wirklich innezuhalten –,
dann sind wir nur Zuschauer des inneren Films.
Und bald schon wird der Film zum Strudel,
der uns mitreißt.

Darum beginnt die Praxis mit dem Anhalten.
Mit einer gesammelten Aufmerksamkeit.
Mit Konzentration, die nicht starr ist, sondern lebendig.
Die uns hilft, nicht alles zu glauben, was erscheint.

Dann, im Licht dieser Ruhe, erwacht das Sehen.
Nicht das Denken, sondern das Schauen.
Nicht das Erklären, sondern das Erkennen.
Eine stille Durchdringung dessen, was ist.

Viele Anfänger*innen spüren anfangs:
„Es wird erst einmal schwerer, nicht leichter.“
Denn sobald wir auf ein Meditationsobjekt schauen,
zeigt sich der sogenannte „Affen-Geist“ –
das Zerstreute, das Reagierende, das Müde.
Doch auch das ist Teil des Weges.

Um die Wurzeln des Leidens zu lösen,
müssen wir tief in den Geist vordringen.
Dort, wo die Unreinheiten ihren Ursprung haben –
nicht an der Oberfläche, sondern in der Tiefe.

Genau hier setzte der Buddha an:
mit der Entwicklung von Einsicht in die eigene Natur.
Vipassana-Bhavana – die Schulung der Weisheit.
Nicht als Idee, sondern als Praxis:
Sehen, was ist – und dadurch verwandeln.

Wenn Konzentration auf einem ethisch achtsamen Leben ruht,
wird sie tragfähig, kraftvoll, tief.
Wenn Weisheit durch Konzentration gestützt wird,
kann sie den Geist klären, bis in die Wurzel.
Und wenn der Geist durch Weisheit getragen ist,
fallen nach und nach alle Unreinheiten fort.

Nur durch Einsicht in die Wirklichkeit,
wie sie sich in uns zeigt,
können wir uns von Unwissenheit und Anhaftung lösen.Nicht auf einmal.
Aber Schritt für Schritt –
durch Übung, Durchdringung, Vertrauen.

Mit zunehmender Sammlung wird der Geist ruhiger.
Nicht unbedingt friedlich – aber klarer.
Und in dieser Klarheit beginnt Achtsamkeit zu leuchten.
Es ist ein Gleichgewicht.

Shamatha – wie der Boden, auf dem wir sitzen.
Vipassana – wie das Licht, das uns sehen lässt.
Konzentration bringt Tiefe.
Achtsamkeit bringt Weite.

Zusammen führen sie zur Befreiung –
zur Einsicht in das, was wirklich ist.

Nicht mehr gefangen im Strom der Gedanken,
nicht mehr getrieben von Reaktion, Urteil, Widerstand.

Sondern:
gegenwärtig.
wach.
offen.
lebendig.