Leben im Hier und Jetzt

„Das Leben ist, was die ganze Zeit real stattfindet, während wir mit anderen Dingen beschäftigt sind“, hat John Lennon einmal treffend gesagt. Die meisten Menschen leiden, weil sie ihre Arbeit, Beziehungen, Verpflichtungen und ihre ganze Identität mit dem wirklichen Leben verwechseln.

Achtsamkeit spielt im Leben eine zentrale Rolle. Sie rückt den Moment, das Hier und Jetzt, in den Fokus. Meditation ist ein Weg der Achtsamkeit – hinein ins echte Leben. Sie ist die intensivste Methode, um unsere Innenwelt kennenzulernen. Wenn ich weiß, wie ich funktioniere, wenn ich die inneren Muster und Abläufe erfahre, dann kann ich bewusst Einfluss darauf nehmen. Bei der Meditation können wir nicht nur unseren Geist beobachten, sondern auch im Laufe der Zeit durch tiefere Einsichten ganz neue Seiten in uns entdecken – eventuell sogar unsere wahre Natur.

Achtsamkeit bedeutet die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit ganz dem gegenwärtigen Moment zu widmen und dabei die innere und äußere Realität wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten. Den meisten Menschen fällt es heute schwer, angesichts vielfältiger und permanenter Belastungen im täglichen Leben innerlich zur Ruhe zu kommen. Die Notwendigkeit, verschiedene Anforderungen gleichzeitig zu bewältigen, verstärkt den Druck. Vor lauter Pflichten, Aufgaben und Nöten geht der Blick für den gegenwärtigen Augenblick verloren. Warum geschehen so viele Unfälle in Beruf, Verkehr und Haushalt, Ungeschicklichkeiten, Missverständnisse in der Kommunikation untereinander?

Mit Achtsamkeit voll im Trend

Gleichzeitig wächst jedoch die Sehnsucht einmal inne zu halten, wieder zu Atem zu kommen und so neue Kraft zu schöpfen. Der Begriff ,,Achtsamkeit“ ist fast zum Modewort geworden. Aber, wer übt sie im Alltag? Die Fähigkeit, sich ganz auf die Gegenwart einzulassen, ist lernbar. Es geht dabei darum, für sich einen Weg zu finden, um mit den Belastungen im eigenen Leben, mit sich selbst und mit nahestehenden Menschen, achtsam und liebevoll umzugehen.

Dabei wollen wir mit Hilfe von Meditation lernen, uns immer mehr von Gedanken an die Vergangenheit und von Sorgen um die Zukunft zu lösen, um bewusst im Hier und Jetzt zu leben. In der Stille, im Abstand vom Getriebe des Alltags wollen wir uns einüben im achtsamen Wahrnehmen des Augenblicks.

Die Aufgabe ist, die Achtsamkeit und geistige Gegenwart beständig aufrechtzuerhalten. Deshalb wollen wir heute sehr wenig sprechen, um einander nicht zu stören und uns gegenseitig nicht abzulenken. Das Hauptwerkzeug, sich in Achtsamkeit zu üben, ist der Atem. Er bildet die Brücke zwischen Körper und Gedanken. Immer, wenn unser Geist zerstreut ist, sammelt man ihn wieder mit dem bewussten Atem. Dieses Verfahren hilft, die ungeteilte Aufmerksamkeit auf die Übungen und die tiefe Innenschau zu richten.

Die Achtsamkeit ist ein Werkzeug, um mehr Herrschaft über unsere körperlichen, geistigen oder seelischen Aspekte zu erlangen. Sie kann uns helfen, mit jeder Lebenssituation bewusst und intelligent umzugehen. „Achtsamkeit ermöglicht uns, jede Minute unseres Lebens ganz zu leben. Achtsamkeit schenkt uns Leben,“ sagt Zen-Meister Thich Nhat Than. – Achtsamkeit ist der Schlüssel zu Liebe und Frieden.

 

Die große Erfahrung

Die Wurzeln der Meditation reichen 2.500 Jahre zurück bis zum historischen Buddha in Indien. Sein Leben zeigt als ältestes Vorbild der Menschheitsgeschichte, wie man aus eigener Kraft zu Erleuchtung und Vollkommenheit gelangen kann. Buddha war auch der erste, der die ursprüngliche Meditationsform aus ihrer asketischen Einengung der Weltabkehr befreite und in eine praktische Übung für jeden zur Bewältigung seiner Lebensaufgabe umwandelte.

Die Meditation dient zur Vorbereitung dieser „Großen Erfahrung“, jener mystischen Wirklichkeit von Erleuchtung bzw. Wesensschau, die gemeinhin als Ziel der Meditationsübung angesehen wird. Ein solches Ziel darf es aber eigentlich im Sinne der Selbstlosigkeit gar nicht geben. Die „Erfahrung“ kann deshalb auch nicht herbeigeführt werden – und sei es durch noch so intensives Üben.

Man darf die Erleuchtung nicht suchen, nicht erwarten, nicht erhoffen, man kann sich höchstens von ihr finden und erfassen lassen. Wo diese Erfahrung in einem Menschen stattgefunden hat, da formt und prägt sie Ausdruck und Haltung, bis sie im Leben und Sein des Einzelnen vollkommen integriert und dann in seiner Erscheinung erkennbar ist, insbesondere für einen anderen Erfahrenen.

Wer sich mit Meditation beschäftigt, wird bald erkennen, dass es ihm eine vollkommen neue Perspektive auf sich und die Welt ermöglicht. Die Einsicht in das eigene Wesen, mit der im Idealfall die Einsicht ins Wesen aller Dinge verbunden ist, das ist es, was Meditation auch für viele Menschen hier im Westen so attraktiv und wertvoll macht, auch wenn sie nur bestimmte Bereiche in ihren Alltag integrieren können.

Das Geheimnis des Zen liegt in der Praxis der Meditation: In einer Haltung tiefer Konzentration einfach nur sitzen, ohne Ziel und ohne Streben nach Erleuchtung. Die Meditation führt nicht in die Isolation, sondern wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus. Denn sie führt beide zurück zu ihrem ursprünglichen Zustand. Das ist der Weg zu unserer wahren Natur.